Uta Hoffmann
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Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) auch auditive Verarbeitungsstörungen (AVS) genannt, sind Störungen der Weiterverarbeitung gehörter Informationen. Es liegt keine Schwerhörigkeit oder eine Intelligenzminderung vor. Die Störungen betreffen den Hörnerven, es erfolgt keine korrekte Weiterleitung der akustischen Reize an das Großhirn. Die Weiterverarbeitung im Großhirn wird in auditive Teilfunktionen unterteilt, die in unterschiedlicher Art und Ausprägung betroffen sein können. Dazu zählen: Lokalisation (Richtung und Entfernung der Schallquelle), Diskrimination (Unterscheiden), Selektion (Herausfiltern) und Dichotisches Hören (beidohriges Hören). Betroffene können beispielsweise Schwierigkeiten haben, die Richtung, aus der ein Geräusch kommt, richtig zu bestimmen oder in lauter Umgebung gesprochene Sprache herauszufiltern. Die Merkfähigkeit in Bezug auf akustisch vermittelte Informationen kann eingeschränkt sein, ebenso wie die Aufmerksamkeit bei üblichem Umgebungslärm. oder die Fähigkeit ähnlich klingende Laute zu unterscheiden. Diese Funktionen sind wichtige Vorläuferfunktionen und Voraussetzung für das Lesen- und Schreibenlernen.
Eine Dysarthrie ist eine neurologisch bedingte Sprechstörung, sie entstehen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern durch eine Schädigung des zentralen oder des pheripheren Nervensystems nach einem durch ein neurologisches Krankheitsereignis wie z. B. Schädel- Hirn- Trauma (z.B. nach einem Unfall), Schlaganfall. Dabei sind die Steuerung und die Ausführung von Sprechbewegungen betroffen. Dies bedeutet, dass Sprechmotorik, Sprechmelodie, Sprechrhythmus, Stimme und Atmung in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt sind.
Schluckstörungen (Dysphagien) bei Kindern können in jeder Altersstufe auftreten. Sowohl Säuglinge als auch ältere Kinder können unter Schluckstörungen leiden. Bei den Säuglingen sind oft Frühgeborene betroffen, die z.B. nicht kraftvoll saugen können. Bei Säuglingen können auch Fütterstörungen auftreten, was bedeutet, dass die Nahrungsaufnahme gestört ist (betrifft eher Frühgeborene). Schluckstörungen kommen aber auch bei normal entwickelten Kindern vor, die ein ungünstiges Schluckverhalten entwickelt haben.
Bei einer funktionellen orofazialen Störung handelt es sich um eine Störung der Muskulatur im Mund-Gesichtsbereich. Betroffen sind die Bewegungs- und Koordinationsabläufe aller am Schlucken beteiligten Strukturen aufgrund einer isolierten Fehlfunktion der Wangen-, Lippen- und Zungenmuskulatur (auch als Myofunktionelle Störung/ Orofaziale Dysfunktion bezeichnet). Folgende Symptome können hierbei auftreten: unvollständiger Mundschluss, Mundatmung, vermehrter Speichelfluss, sensorische und motorische Defizite der Zunge, unphysiologische Zungenruhelage und Vorverlagerung der Zunge beim Sprechen und Schlucken bei insgesamt unausgeglichener Muskelbalance im Mund-, Gesichts-, und Halsbereich. Mögliche Folgen einer nicht behandelten funktionellen orofazialen Störung sind eine gestörte Kau-, Beiß- und Schluckentwicklung, "verwaschene" und/oder "feuchte" Aussprache, Artikulationsstörungen sowie Zahn- und Kieferfehlstellungen.
Im Kindesalter spricht man von einer Hörstörung, wenn ein Kind im Hauptsprachbereich- zwischen 250-4000 Hz- einen Hörverlust größer als 20 db aufweist. Es können bei Kindern Schalleitungsschwerhörigkeiten und Schallempfindungsschwerhörigkeiten unterschiedlichen Schweregrades sowie zentrale Hörverarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen auftreten. Es gibt geringgradige (bis 20-40 db Hörverlust), mittelgradige (bis 40-60 db Hörverlust) und hochgradige Schwerhörigkeiten (60-90 db) (Ab einem Hörverlust von 100 db spricht man von Gehörlosigkeit). Je nach Schweregrad und Ausprägung einer Hörstörung können bestimmte Laute der Sprache nicht mehr oder nur ungenau wahrgenommen werden. Diese Laute werden dann von den hörbeeinträchtigten Personen nicht oder ungenau artikuliert. Es kommt zu Auslassungen von Lauten, zu einer verwaschenen oder fehlerhaften Aussprache von Konsonanten und/oder zu einer Vereinheitlichung des Klangbildes bei Vokalen. Zusätzlich zu diesen Auffälligkeiten können Stimme, Sprechatmung und die Sprachmelodie auffällig sein.
Die Sprechapraxie ist eine Störung der Planung von Sprechbewegungen. Sie zeigt sich im Bereich von Artikulation, Sprechmelodie und -rhythmus (Prosodie) und Sprechverhalten. Bei der Artikulation sind lautliche Abweichungen bzw. Entstellungen von Lauten zu beobachten, die zu einer unverständlicheren Aussprache führen. Teilweise kann es auch zu Ersetzungen oder Vertauschungen von Lauten sowie einer Mischung von Fehlerarten kommen. Die Artikulationsstörungen betreffen oft den Anfang von Wörtern bzw. Silben Bei Wiederholungen können die Fehler variieren und Selbstkorrekturen führen nicht unbedingt zu einer Verbesserung des Sprechens. Die Sprechgeschwindigkeit ist häufig vermindert und es können auch Fehler bei der Wortbetonung auftreten.
Stottern beginnt meist im Alter zwischen 2 und 5 Jahren. Stottern äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen (Ka-ka-ka-kamel), Verlängerung von Lauten (Mmmmmmama) und Blockierungen, bei denen die Sprechbewegung völlig "steckenbleibt" (--------Katze). Zusätzlich entwickeln manche Kinder Begleitsymptome, welche auffälliger sein können als das ursprüngliche Stottern: lauter werden, Mitbewegungen des Kopfes oder der Arme, Grimassieren und/oder um dem Stottern vorzubeugen, z.B. Flüstern, Sprechen mit Singsang, Umformulieren und Ersetzen gefürchteter Wörter, Einschieben von "ähm" oder ähnliche Floskeln, Abbruch des Sprechens, Vermeidung von Sprechsituationen.
Poltern im Kindesalter zeigt sich wie auch bei Erwachsenen in schnellem und / oder unregelmäßig schwankendem Sprechtempo. Es treten dabei Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorischen Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Phrasen auf. Das Sprechen wird dadurch schwer verständlich, z. T. phasenweise unverständlich.
Sprachentwicklungsstörungen betreffen oft mehrere Bereiche gleichzeitig: das Sprachverständnis, den Wortschatz und die Laut-, Wort- und Satzbildung. Die Störungen des Lauterwerbs, der Grammatik und der Artikulation können aber auch isoliert auftreten.
Stimmstörungen bei Kindern machen sich durch länger anhaltende Heiserkeit (ohne akuten Infekt) bemerkbar. Die Stimme ist wenig belastbar und kann manchmal ganz wegbleiben. Sie kann rau und gepresst oder kraftlos und hauchig klingen und eventuell schwer verständlich sein. Es können funktionelle oder organische Ursachen zugrunde liegen.
Störungen der Grammatik können Wörter und Sätze betreffen. Beispielsweise: wenn Endungen an Wörtern fehlen oder nicht korrekt sind. Die Kinder lassen zum Beispiel beim Partizip Perfekt die Vorsilbe "ge-" weg ("Ich habe sehen.") oder beugen Verben nicht richtig ("Du malt"). Manche Kinder haben auch Probleme, korrekte Sätze zu bilden: es kommt zu Wortauslassungen oder Umstellungen zeigen ("Mama lange Haare hat" oder "Papa Lara Puppe geben").
Störungen des Lauterwerbs (phonologische Störung): Laute können zwar isoliert korrekt gebildet, aber nicht gemäß den sprachsystematischen Regeln verwendet werden: Die Laute werden ausgelassen oder durch andere Laute ersetzt. Artikulationsstörungen sind Abweichungen bei der Aussprache von Lauten bzw. Lautverbindungen aufgrund von sprechmotorischen Problemen. Bei Artikulationsstörungen entspricht die Lautbildung eines oder mehrerer Laute nicht dem sogenannten "Standardmuster" einer Sprache, d.h. ein Laut wird nicht oder falsch gebildet. Am häufigsten sind im Deutschen die Zischlaute davon betroffen, das Lispeln. Diese artikulatorische Auffälligkeit nennt man auch als "Sigmatismus".
Kinder mit Störungen des Textverständnisses und der Textproduktion haben Schwierigkeiten, Erlebtes in korrekter Reihenfolge zu erzählen und wichtige Inhalte des Erlebten zusammenhängend wiederzugeben. Diese Problem wird erst um das 5. Lebensjahr deutlich, wenn das Kind aufgrund seiner Sprachentwicklung über einen ausreichend großen Wortschatz und grammatische Fähigkeiten verfügt. Beispiel: Ein Kind im Alter von 5 bis 6 Jahren erzählt von einem Zirkusbesuch im Kindergarten und die anderen verstehen nicht, wer mitgefahren ist und wohin und was passiert ist.
Störungen beim Aufbau des Wortschatzes (lexikalische Störungen) können sowohl den Wortschatzumfang als auch die Merkmale der einzelnen Wörter betreffen. Ein großer Teil der Kinder mit einer lexikalischen Störung fällt schon sehr früh durch den verspäteten Sprechbeginn auf ("Late Talker"). Dies sind Kinder im Alter von 2 Jahren (teilweise auch mit 3 Jahren noch) nicht über 50 produktive Wörter verfügen). Der zum Zeitpunkt von 2 Jahren typische "Wortschatzspurt" ist nicht erfolgt. Bei älteren Kindern können auch Einschränkungen des Wortschatzumfanges erkennbar sein. Dem Kind fehlen notwendige Wörter wie Nomen, Verben oder Adjektive/Adverbien und es benutzt häufig auf unspezifische Wörter wie "Dings", "machen" oder setzt Gesten ein. Teilweise haben die Kinder auch Probleme, Wörter in einen Zusammenhang zu bringen (z.B. Hund und Katze dem Oberbegriff "Tier" zuzuordnen oder gemeinsame Merkmale zu erkennen. Ein Kind ab 5 Jahren kann auch Wortfindungsstörungen haben, d.h. es sucht nach Wörtern und nähert sich zuweilen dem gesuchten Wort über lautliche Ähnlichkeiten. Hält diese Symptomatik bis zum Schuleintritt an, kann sich dies nachteilig auf den Leseerwerb, d.h. das Leseverstehen auswirken.